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Kooperatives Schreiben: So gelingt die Zusammenarbeit

Kooperatives Schreiben, Schreiben im Team, gemeinsam zum Fachtext

Durch kooperatives Schreiben erreichen Fachtexte eine ganz neue Qualität – vorausgesetzt, die Zusammenarbeit funktioniert. Um Missverständnisse, Reibungsverluste und Uneinigkeiten im Team zu vermeiden, braucht es klare Absprachen, eine gute Strategie und eine konstruktive Feedbackkultur. Denn nur wenn Teams ihre Kräfte bündeln, entstehen herausragende Fachtexte.

Kooperatives Schreiben ist eine wunderbare Gelegenheit, individuelle Schreibstärken zu nutzen und von anderen zu lernen. Gleichzeitig stellst Du Dich ganz anderen Herausforderungen als bei Texten, für die Du allein verantwortlich bist: Im Team seid Ihr zum Beispiel gefordert, ein gemeinsames Verständnis des Schreibprojekts zu entwickeln, die Arbeitsschritte genau zu planen und Textteile zu besprechen.

Leider kommt es immer wieder vor, dass Teams die Bedeutung klarer Absprachen bei gemeinsamen Schreibprojekten unterschätzen. Vielleicht kennst Du das aus eigener Erfahrung: Wenn die Abstimmung fehlt, wird das Schreibprojekt schnell zu einer zähen Angelegenheit – darunter leidet letztlich auch die Qualität des Textes.

Damit Du solchen Reibungsverlusten in Zukunft entgegenwirken kannst, geben wir Dir in diesem Blogbeitrag 5 Tipps, wie Du das kollaborative Schreiben organisieren kannst.

Tipp 1: Absprachen treffen – so sind sich alle einig

Besprecht im Team, was Ihr leisten könnt und was Ihr voneinander erwartet. Denn oft ist es ein Trugschluss, dass alle genau gleich viel zum Schreibprojekt beitragen können. Damit es keine Missverständnisse gibt, solltet Ihr von Beginn an transparent sein. Klärt in dieser Phase folgende Punkte:

  • Erwartungen: Klärt Eure Erwartungen an die gemeinsame Zusammenarbeit. Das beinhaltet zum Beispiel, welche Basistexte alle lesen müssen, wie viel Austausch Ihr Euch wünscht oder wie Feedback gegeben und empfangen wird.
  • Rollen: Berücksichtigt bei der Rollenverteilung Eure individuellen Stärken. Bestimmt zum Beispiel eine Projektkoordinatorin, einen Hauptverantwortlichen für die Inhalte und eine Überarbeitungschefin. So klärt Ihr nicht nur Verantwortlichkeiten, Ihr verhindert auch Doppelspurigkeit oder die Vernachlässigung bestimmter Aufgaben.
  • Kommunikation: Klärt, wann und wie Ihr miteinander kommuniziert. Bestimmt zum Beispiel die Kommunikationsmittel (E-Mail, Teams, Trello), richtet eine Ablage ein (OneDrive, Dropbox) und entscheidet Euch für ein kooperatives Schreibtool (Google Docs, Etherpad). Plant auch regelmässige Meetings ein, um Euren Fortschritt zu besprechen.

Nachdem ihr die Erwartungen, die Rollen und die Kommunikation geklärt habt, solltet Ihr festlegen, wie Ihr beim Schreiben vorgeht.

Tipp 2: Schreibstrategie festlegen – so wissen alle, was sie zu tun haben

Tauscht euch über mögliche Schreibstrategien aus und einigt Euch auf ein Vorgehen. Haltet auch schriftlich fest, wer wofür verantwortlich ist. Drei Beispiele zur Inspiration:

Ein Schreiberling für alle

Ihr plant das Schreibprojekt in der Gruppe, aber eine Person schreibt schliesslich den Text. Alle anderen geben Feedback und helfen bei der Überarbeitung. Diese Methode eignet sich für kurze Fachtexte wie Blogposts, Listicles oder Leitfäden.

Paralleles Schreiben

Teilt Eure Arbeit nach Themen oder inhaltlichen Schwerpunkten auf – je nach Expertise der einzelnen Personen. Dann schreibt jedes Teammitglied seinen Teil des Textes selbstständig. Sobald die Entwürfe stehen, gebt Ihr Euch gegenseitig Feedback. Nutzt die Rückmeldungen, um Eure Textteile zu überarbeiten. Am Schluss sollte eine Person den Text sprachlich-stilistisch harmonisieren und Korrektur lesen.

Sequenzielles Schreiben

Beim sequenziellen Schreiben arbeitet ein Teammitglied nach dem anderen am Text. Dieses zeitversetzte Schreiben mag auf den ersten Blick unkoordiniert erscheinen. Und tatsächlich ist es schwieriger, gemeinsam Ideen zu entwickeln, Lösungen auszuhandeln und einen sprachlich harmonischen Text zu verfassen. Im Arbeitsalltag ist dieses Vorgehen jedoch aufgrund längerer Abwesenheiten oder Zeitmangels oft die einzige Möglichkeit, einen Text im Team zu verfassen. Wenn Ihr diese Schreibstrategie wählt, ist es umso wichtiger, Erwartungen zu klären, Rollen zu bestimmen und die Art der Kommunikation festzulegen (siehe Tipp 1).

Habt Ihr Euch für eine Strategie entschieden und sind die Aufgaben verteilt, könnt Ihr die Fristen festlegen und einen verbindlichen Zeitplan erstellen. Vergesst nicht, Puffer einzubauen, damit Euch die eine oder andere Verzögerung nicht gleich in die Bredouille bringt.

Tipp 3: Austausch nutzen – so tragen alle zur Qualität bei

Beim Schreiben im Team geht es nicht darum, zusammenzukommen und gleichzeitig am Text zu schreiben – das wäre unproduktiv. Zielgerichteter ist es, die Texte gemeinsam zu planen, sie allein zu erarbeiten und im Team zu besprechen. Im Idealfall gibt es bei jedem gemeinsamen Schreibprojekt mehrere Gelegenheiten, sich zu treffen und auszutauschen. So können Fragen geklärt, Unklarheiten beseitigt und Ideen gemeinsam weiterentwickelt werden.

Um den Austausch zu fördern, eignen sich Online-Textverarbeitungsprogramme wie GoogleDocs: In den teilbaren Dokumenten können alle mitarbeiten und mitdenken. Nutzt die Kommentarfunktion und den Änderungsmodus, um Feedback zu geben und Änderungen vorzuschlagen. So könnt Ihr Eure Gedanken platzieren und macht transparent, wer welche Textstelle überarbeitet hat. Diese Funktionen sind vor allem dann Gold wert, wenn Ihr Euch nicht persönlich zum Austausch treffen könnt.

Tipp 4: Feedback geben und empfangen – so lernen alle dazu

In unseren Schreikursen berichten uns die Teilnehmenden immer wieder, wie demotivierend die Feedbackkultur in ihrem Team ist. Deshalb möchten wir hier ein paar Tipps geben, wie Feedback positiv gestaltet werden kann. Gutes Feedback ist:

  • Sachlich: Beim Feedback geht es um den Text und nicht um die Person, die den Text geschrieben hat. Im Zentrum stehen deshalb zum Beispiel strukturelle und sprachlich-stilistische Aspekte, nicht die persönliche Meinung zum Thema.
  • Wertschätzend: Wenn Du Feedback gibst, dann sprich immer zuerst die positiven Aspekte an. Wenn Du Kritik übst, verbinde diese stets mit einem konkreten Vorschlag zur Überarbeitung.
  • Respektvoll: Ein konstruktives Feedback ist zwingend respektvoll gegenüber dem Text und gegenüber der Autor:in. Vermeide harsche und unbegründete Kritik.
  • Ehrlich: Der Autor:in ist nur dann gedient, wenn die Rückmeldungen ehrlich sind. Benenne, was verbessert werden sollte, und lobe, was bereits gut ist.
  • Konkret: Veranschauliche Deine Einschätzungen immer mit Textbeispielen.

Eines ist klar: Nur eine Kultur des respektvollen und konstruktiven Feedbacks fördert die Weiterentwicklung des Textes und schafft gleichzeitig ein positives Arbeitsklima.

Gut zuhören und Kritik nicht persönlich nehmen

Wenn Du Feedback entgegennimmst, solltest Du ebenfalls auf ein paar Punkte achten:

  1. Nimm die Kritik an Deinem Text nicht persönlich. Betrachte das Textfeedback als Chance, Deinen Textteil noch verständlicher zu schreiben.
  2. Hör zu und verteidige Dich nicht. Notiere Dir stattdessen die Rückmeldungen und frage bei Unklarheiten nach.
  3. Am Schluss entscheidest Du, welche Rückmeldungen in Deine Überarbeitung einfliessen. Du solltest Deine Entscheidungen aber stets begründen können.

Tipp 5: Gemeinsam überarbeiten – so gelingt der Abschluss

Das Ziel der Überarbeitung ist es, dass der gemeinsam geschriebene Text zu einem harmonischen Ganzen wird. In der Praxis passiert aber oft das Gegenteil: Es bricht Chaos aus, weil alle ihre Änderungen in das Dokument eintragen, ohne dass es klare Absprachen gibt. Oft bleibt dann kein Buchstabe mehr auf dem anderen und Ihr erkennt Eure eigenen Texte nicht mehr. Das ist ganz schön frustrierend und führt im schlimmsten Fall dazu, dass sich niemand mehr richtig für den Gesamttext verantwortlich fühlt. Deshalb gilt: Organisiert die Überarbeitung.

Im Idealfall koordiniert jemand die Überarbeitung und verteilt klare Aufgaben – zum Beispiel:

  • Inhalt überarbeiten: Bestimmt eine oder zwei Personen, die prüfen, ob der inhaltliche Tiefgang angemessen ist, ob es Details gibt, die gestrichen werden können, und ob es Wiederholungen, Längen oder Widersprüche gibt.
  • Struktur und Leseführung stärken: Betraut eine Person damit, die Gliederung nochmals kritisch zu prüfen und die Leseführung zu optimieren. Bauen die Informationen aufeinander auf? Besteht Folgerichtigkeit? Unterstützen die Überschriften den roten Faden? Stimmen alle inner- und aussertextlichen Bezüge? Und sind die Übergänge zwischen Absätzen und Kapiteln nachvollziehbar?
  • Sprache und Stil optimieren: Den Text stilistisch zu überarbeiten, bedeutet: Nominalstil auflösen, Passiv-Formulierungen ins Aktiv überführen, Sätze kürzen oder übersichtlich strukturieren, unnötige Adjektive streichen, Fremdwörter ersetzen und so weiter. Denn eines ist klar: Die Leser:innen wünschen sich klare Botschaften, keine Gedankenlabyrinthe und syntaktische Irrgärten.
  • Korrektur lesen: Damit die Leser:innen nicht über unnötige Tippfehler stolpern, sollte ganz am Schluss noch jemand den Text korrigieren und alle formalen Aspekte in Ordnung bringen, zum Beispiel Zitierweisen, Literaturverzeichnis oder die Formatierung.

Du siehst: Kooperatives Schreiben erfordert eine klare Struktur, eine offene Kommunikation und eine koordinierte Zusammenarbeit. Gelingt es Dir mit deinem Team, die Kräfte zu bündeln und unsere Tipps umzusetzen, schreibt Ihr Fachtexte, die wirken.


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