Wer schon einmal seriöses Textfeedback erhalten hat, weiss, wie wertvoll das ist. Doch im Arbeitsalltag nehmen sich nur wenige Menschen die Zeit dafür – in vielen Teams fehlt eine Schreibkultur, die den Raum für Textfeedback schafft. Höchste Zeit, das zu ändern – und zwar gemeinsam im Team. Mit angeleitetem Textfeedback in der Gruppe holst Du das Beste aus Deinen Texten heraus, stärkst Deine Schreibkompetenz und gewinnst neues Selbstvertrauen beim Schreiben.
In vielen Teams ist es Alltag: Alle schreiben für sich im stillen Kämmerlein, ohne sich auszutauschen und sich gegenseitig Feedback zu den Texten zu geben. Gleichzeitig kämpfen viele beim Schreiben mit Unsicherheiten und fragen sich, ob ihr Text gut genug ist. Irgendwann ist es so weit und sie müssen den Text abgeben – und dann kommt der Hammer: vernichtende Kritik von der Chefin, unzählige Kommentare von den Kollegen, Frust und Scham bei den Schreibenden.
Kommt Dir das bekannt vor?
Dann freut es Dich bestimmt, wenn wir Dir in diesem Blogbeitrag ein Gegenmittel vorstellen – das angeleitete Textfeedback im Team. Was das ist, welche Vorteile es hat und wie es funktioniert erfährst Du im Folgenden.
Angeleitetes Textfeedback in der Gruppe
Wenn Du beruflich schreibst, hast Du immer ein Publikum. Deshalb lohnt es sich zu testen, wie Dein Text auf die Lesenden wirkt und ob Deine Botschaft ankommt. Dafür eignet sich nichts besser als ein Textfeedback. Denn ein fremder, frischer Blick auf das Geschriebene hilft Dir, blinde Flecken aufzudecken und den Text nochmals zu schärfen.
Besonders bereichernd ist das angeleitete Textfeedback in der Gruppe. Idealerweise schreiben alle in der Gruppe an einem eigenen Text und sind bereit, einen repräsentativen Textausschnitt in der Gruppe zu besprechen. So sitzen alle im selben Boot und geben und erhalten Feedback. Eine Person – das muss nicht immer dieselbe sein – moderiert jeweils die Feedback-Runde und achtet darauf, dass das Feedback nach den vorab festgelegten Regeln abläuft, wertschätzend und zielorientiert ist.
Idealerweise besteht eine solche Feedback-Gruppe aus vier Personen. Dadurch bekommen alle mehrere unterschiedliche Rückmeldungen und der Zeitaufwand bleibt überschaubar. Wirklich produktiv ist eine solche Feedback-Gruppe vor allem dann, wenn sie sich regelmässig trifft – zum Beispiel alle 2, 3 oder 4 Wochen. So können die Teilnehmenden in verschiedenen Schreibphasen zu unterschiedlichen Aspekten Feedback einholen und merken frühzeitig, wenn sie sich verrennen. Und am Ende fällt bestimmt auch die Rückmeldung der Chefin und der Kollegen positiver aus.
Die Vorteile von Textfeedback in der Gruppe
Das angeleitete Textfeedback in der Gruppe fördert nicht nur die Textqualität und Schreibeffizienz, sondern stärkt auch die Kommunikation und den Teamgeist. Durch den regelmässigen Austausch entwickelst Du mit Deinen Kolleg:innen eine gemeinsame Schreibkultur und Ihr gewinnt alle an Selbstvertrauen. Im Folgenden gehen wir auf fünf wesentliche Vorteile näher ein:
- Textqualität verbessern: Durch die Rückmeldungen erhält jedes Teammitglied Inputs von mehreren Erstleser:innen. Durch diesen Perspektivenwechsel erfahrt Ihr, wie der eigene Text auf unterschiedliche Leser:innen wirkt und ob er verständlich ist. Die Rückmeldungen ermöglichen es Euch, die Textqualität auf verschiedenen Textebenen wie Struktur oder Stil zu verbessern.
- Effizienz steigern: Durch regelmässiges Textfeedback in der Gruppe merkt Ihr schnell, wenn Ihr auf dem Holzweg seid. So könnt Ihr den Kurs frühzeitig korrigieren – das ist viel effizienter, als wenn Ihr am Schluss die überbordende Kritik der Chefin und von anderen Kolleg:innen einarbeiten müsst.
- Kommunikation stärken: Durch den gemeinsamen Austausch über die Texte zeigt Ihr Euch gegenseitig Wertschätzung und verbessert die Kommunikation im Team. Ihr lernt Euch besser kennen und versteht, wie die anderen Personen ticken und was sie brauchen, um motivierter und produktiver zu schreiben.
- Schreibkultur und Teamgeist stärken: Durch den Austausch über die Texte und die Rückmeldungen entwickelt Ihr im Team eine gemeinsame Schreibkultur: Ihr lernt die Schreibstile der anderen kennen, gebt und bekommt Feedback, einigt Euch auf gewisse Konventionen und gewinnt dadurch eine klarere Vorstellung von den unausgesprochenen Erwartungen an die Unternehmens- und Fachtexte. So schreiben alle mit mehr Sicherheit und einem guten Gefühl.
- Selbstvertrauen aufbauen: Regelmässiges konstruktives Feedback stärkt Euer Selbstvertrauen in Eurer Rolle als Schreibende. Ihr werdet sicherer und traut Euch mehr zu, Eure Texte zu präsentieren und weiterzuentwickeln.
Lust auf ein angeleitetes Textfeedback im Team?
Möchtest Du eine positive Feedback- und Schreibkultur in Deinem Team etablieren und von den Vorteilen des Gruppen-Textfeedbacks profitieren? Wir übernehmen die Moderation, klären die Regeln und führen Euch Schritt für Schritt durch den Prozess. Schon bald könnt Ihr das Textfeedback im Team eigenständig durchführen.
Anleitung: So führst Du Textfeedback in der Gruppe in Deinem Team durch
Falls Du das Textfeedback in der Gruppe selbst durchführen und auf die Unterstützung eines externen Moderators verzichten möchtest, geben wir Dir eine kurze Anleitung in 7 Schritten:
Schritt 1: Alle Beteiligten erhalten den zu besprechenden Text(-Ausschnitt) – je nach Absprache ausgedruckt oder als Word-Datei. Der Ausschnitt sollte maximal 3500 Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassen, da sonst das Textfeedback zu lange dauert.
Schritt 2: Die Verfasser:in erklärt kurz den Hintergrund des Textes und liest diesen anschliessend einmal laut vor.
Schritt 3: Nun lesen alle den Text in Ruhe durch. Dabei markieren sie die starken Stellen grün, zum Beispiel Wörter, Halbsätze, Sätze und Absätze. Und sie kommentieren all jene Stellen, an denen etwas unklar ist und wo sie Fehler und stilistische Verbesserungsmöglichkeiten sehen.
Schritt 4: Jetzt werden der Reihe nach die unten aufgeführten Fragen beantwortet, die die Gruppenleiter:in in die Runde stellt. Es geht nicht um Konsens und es wird auch nicht diskutiert. Unterschiedliche Meinungen können gleichwertig nebeneinander stehen.
- Welches positive Eigenschaftswort passt zum Text? Begründe Deine Wahl des Eigenschaftswortes: «Prägnant. Das merkt man daran, dass …»
- Was sind die stärksten Stellen im Text? Warum sind die Stellen gelungen?
- Worin besteht das Anliegen der Autor:in? Was möchte sie erreichen?
- Ist der Text logisch aufgebaut? Ist ein roter Faden erkennbar?
- Was ist inhaltlich, strukturell und/oder sprachlich unklar? Welche Änderungen schlägst Du vor?
Schritt 5: Die Verfasser:in hört zu und schreibt mit. Sie klärt allfällige Fragen, erklärt oder verteidigt sich aber nicht. Am Schluss darf sie noch Fragen stellen.
Schritt 6: Am Ende schreibt jede Gruppenteilnehmer:in einen abschliessenden, motivierenden Kommentar auf den Text und gibt ihn der Verfasser:in zurück.
Schritt 7: Die Verfasser:in entscheidet nach dem Feedback selbst, welche Rückmeldungen sie in den Text einarbeitet. Nach einer kurzen Pause beginnt eine neue Feedback-Runde mit dem nächsten Text.
Meistens braucht es etwas Zeit, eine gemeinsame Schreib- und Feedbackkultur zu entwickeln. Deshalb lohnt es sich, das Textfeedback in der Gruppe regelmässig zu organisieren. So baut Ihr Hemmungen ab und es wird selbstverständlich, sich gegenseitig Rückmeldungen zu geben. Und wenn Ihr Starthilfe braucht, schreibt uns einfach eine E-Mail. Wir begleiten Euch gerne bei den ersten Textfeedback-Runden.