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Stilsichere Texte für eine strahlende Fachkompetenz

Texte überarbeiten: Sprache und Stil

Wäre es nicht schade, wenn Deine Gedanken auf dem Weg zu den Leser:innen verpuffen würden? Damit Deine Botschaften ankommen, brauchst Du einen messerscharfen sprachlichen Ausdruck. In diesem Blogbeitrag erfährst Du, wie Du stilsichere Texte schreibst.

Du hast im Blogbeitrag Texte überarbeiten mit System, Teil 1 die grundlegenden Textebenen kennengelernt und sie auf Herz und Nieren geprüft. Das Fundament Deines Textes ist nun solide. Jetzt geht es an den Feinschliff auf der sprachlich-stilistischen Ebene.

Bereit für den Feinschliff?

Das oberste Gebot lautet: Verständlichkeit schaffen! Das bedeutet nichts anderes, als Deine klaren Gedanken in eine ebenso klare Sprache zu überführen. Dann strahlt auch Deine Fachkompetenz.

Deine Inhalte mögen komplex sein. Das heisst aber nicht, dass Du sie kompliziert aufschreiben musst. Übersetze Komplexität nicht in Kompliziertheit. Je klarer Deine Sprache, desto leichter erfassen die Leser:innen Deine Botschaften. Verzichte auf Bildungsprunk und sperrige Formulierungen. Wenn Du kompliziert schreibst, kaufen Dir die Leser:innen nicht ab, dass Du das Thema gedanklich ausreichend durchdrungen hast.

Den Text stilistisch zu überarbeiten, bedeutet für Dich: kürzen, vereinfachen, klären, prägnanter formulieren. Und wenn nötig: Veranschauliche Deine Inhalte mit Beispielen. Wirf allen Ballast ab, trenne Dich von unnötigen Details, komplizierten Formulierungen und Phrasen. Deine Leser:innen wollen klare Botschaften, keine Gedankenlabyrinthe und syntaktische Irrgärten.

Übersetze Deine Expertise und Deine klaren Gedanken in eine ebenso klare Sprache. Und bedenke: Überambitionierte Stilblüten könnten Dir als intellektueller Narzissmus ausgelegt werden.

Satzstruktur und Rhythmus

In einem anderen Blogbeitrag halte ich fünf Regeln für verständliche Texte fest. Darin empfehle ich Dir, in kurzen Sätzen zu schreiben. Es stimmt: Kurze Sätze helfen dem Verständnis. Wenn Du aber nur kurze Sätze aneinanderreihst, wirkt der Text schnell eintönig.

Variiere die Satzlängen, bring Rhythmus in den Text. Das dürfen auch mal Einwortsätze sein. Dann können die Leser:innen kurz innehalten. Durchatmen. Gerät ein Satz mal länger, achte darauf, ihn folgerichtig zu gliedern, einfache Wörter zu verwenden und die Bezugswörter richtig einzusetzen, sonst verläuft sich Deine Aussage womöglich im Sprachlabyrinth.

  • Prüfe alle Schachtel- und Bandwurmsätze kritisch: Versteht man sie auf Anhieb? Kann man dazwischen einen Punkt setzen? Oder lässt sich sogar etwas streichen?
  • Widerspiegelt sich die Klarheit Deiner Gedanken in einer nachvollziehbaren Satzstruktur? Oder ist auf dem Blatt alles noch ein wenig zu kompliziert? Dann drösle Deine Formulierung auf.
  • Nutze die Palette der Satzzeichen: Gerade mit Doppelpunkten und Gedankenstrichen lassen sich Satzteile klug miteinander verbinden – findest Du nicht?

Verben

Verben sind Tätigkeitswörter. Sie können Sätze regieren, wenn man sie lässt. Verben bringen Bewegung in den Satz: Sie hauchen dem Text Leben ein, der Text fliesst, das Lesen flutscht. Leider werden sie oft von Substantiven verdrängt.

Übersetzen wir den kursiv gesetzten Satz auf «Substantivisch»:

Die Einhauchung von Leben in den Text durch die Verben resultiert in einer guten Fliessung des Texts und einer geschmeidigen Flutschung beim Lesen.

Zugegeben: Das klingt hier gekünstelt, aber das Prinzip ist das gleiche wie bei vielen anderen Texten.

Tipp: Begegne Wörtern, die auf «-ung», «-keit» oder «-heit» enden, immer kritisch. Sie blähen Deine Texte auf und bringen den Textfluss ins Stocken. Wenn Du mit Verben Bewegung in Deine Sätze bringst, beginnen Deine Texte zu pulsieren. Und das motiviert Deine Leser:innen weiterzulesen.

Es ist immer das Leben und damit die Tat, die unser Interesse lockt. Deshalb gilt: Was Du mit Verben ausdrücken kannst, sollst Du mit Verben ausdrücken.

Nominalstil

Verdrängen Substantive die Verben, bläht das einen Text auf. Alles wirkt schwerfällig, gestelzt, sperrig, superwichtig und dem Text fehlt jegliche Bewegung. Dann handelt es sich um Nominalstil, den man auch mal Amtsdeutsch oder Bürokratenjargon nennt. Und der liest sich so:

Die Vernehmung des Beschuldigten erfolgte nach einer Belehrung über seine Rechte mittels einer Befragung zum Tatvorwurf durch den Kommissar.

Die Handlungen, die eigentlich in den Verben «vernehmen», «belehren» und «befragen» stecken, werden mit der klebrigen Masse der Substantivierung zugekleistert. Die Leichtigkeit geht verloren, die Bewegung auch, der Satz wirkt statisch.

Tipp: Wenn Du merkst, dass aus Deiner Feder solches «Graudeutsch» fliesst, versuche aus den Wörtern, die auf -ung enden, die Verben herauszulösen. So hauchst Du Deinen Sätzen wieder Leben ein. Das klingt dann so:

Der Kommissar vernahm den Beschuldigten, nachdem er ihn über seine Rechte belehrt hatte. Er befragte ihn zum Tatvorwurf.

Aktive Sprache

Worin liegt eigentlich das Problem beim Passiv, wenn um die Verständlichkeit geht? In aller Kürze:

  1. Die handelnde Person rückt in den Hintergrund oder verschwindet ganz aus dem Satz.
  2. Das Wort, das die Handlung anzeigt (= Verb, hier: Partizip II), rückt an den Schluss des Satzes.

Passiv: Das Bild wird (Hilfsverb) von Cécile gemalt (Partizip II).

Gerade wenn Sätze etwas länger sind als in unserem Beispiel, erschwert die Passivform das Verständnis. Denn erst mit dem Verb im Partizip erschliesst sich uns der Satzsinn.

Prüfe Deine Passivsätze also kritisch. Immer wenn jemand etwas tut, erledigt oder ausführt, ist das Aktiv die bessere Wahl.

Adjektive

Adjektive beschreiben die Eigenschaften von Dingen, Vorgängen und Zuständen. Sie dienen uns dazu, Dinge zu unterscheiden, einzuordnen oder zu werten. Gezielt eingesetzt, schärfen sie Deine Texte; unüberlegt hingeschrieben, verwässern sie das Geschriebene.

Oft lese ich in Fachtexten zum Beispiel «die konkrete Praxis» – wie soll eine Praxis denn sonst sein? Mehrmals begegnet ist mir auch schon die Formulierung «es braucht ein adäquates Setting». Man fragt sich unweigerlich, wie ein Setting denn sonst sein soll als passend oder angemessen für irgendetwas oder irgendwen.

Tipp: Klappere Deinen Text auf Adjektive ab und streich alle, die nichts zum Verständnis beitragen.

Verneinungen

Positive Botschaften erreichen uns schneller als negative. Unser Gehirn benötigt nämlich für die Auswertung von Verneinungen mehr Zeit als für positive, klare und eindeutige Botschaften. Das Kernproblem liegt darin, dass die Negation selten im Gehirn ankommt.

Probiere es aus:

«Denk nicht an einen rosa Elefanten!»

Du siehst: Es ist unmöglich, nicht an einen rosa Elefanten zu denken. Sei also vorsichtig mit «Nicht-Bildern», denn die Bilder bleiben trotz der Negation hängen.

Neben der einfachen gibt es auch noch die doppelte Verneinung. Sie verlangt den Leser:innen viel ab, denn es gilt: einmal nein = nein, zweimal nein = ja.

nicht ohne = nur mit
nicht verboten = erlaubt
nicht verweigern = gewähren
nicht ablehnen = genehmigen

Schütze Deine Leser:innen vor unerbetenem Denksport: Verzichte auf doppelte Verneinungen. Dann riskierst Du auch nicht, das Gegenteil des Gemeinten zu sagen.

Es geht immer um die Leser:innen

Inhaltliche Komplexität hat nichts mit sprachlicher Kompliziertheit zu tun – merk Dir das. Es geht immer um die Leser:innen und nicht um Deine eigenen Profilierungsgelüste. Wenn Du bei der Überarbeitung Deiner Texte Mühe gibst, dann muss sich Dein Publikum beim Lesen weniger anstrengen. Und das hat auch für Dich einen positiven Effekt: Denn nur wenn man Dich versteht, erkennt man Deine Fachkompetenz.