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Wie Du komplexe Inhalte verständlich und präzise vermittelst

Zerbrichst Du Dir den Kopf darüber, wie Du komplexe Fachinhalte verständlich aufs Blatt bringst – ohne dabei auf Genauigkeit und Korrektheit zu verzichten? Dann zeigen wir Dir 6 bewährte Methoden, die Dir helfen, Deine Inhalte fachlich fundiert und gleichzeitig leicht verständlich zu vermitteln.

Wie kann ich komplexe Inhalte einem breiten Zielpublikum verständlich vermitteln? Welche Tipps gibt es, um fachliche Inhalte einfach und dennoch korrekt zu Papier zu bringen? Wie finde ich die Balance zwischen Verständlichkeit und Genauigkeit?

Solche Fragen beschäftigen die Teilnehmenden unserer Schreibkurse immer wieder – und das aus gutem Grund. Denn komplexe Zusammenhänge verständlich und fachlich korrekt zu vermitteln, ist eine der grössten Herausforderungen beim Schreiben von Fachtexten. Deshalb haben wir für Dich 6 leicht umsetzbare Methoden zusammengestellt, die Dir helfen, Deine Fachtexte klarer und zugänglicher zu schreiben – und dabei fachlich präzise und korrekt zu bleiben.

Arbeite mit Hauptbotschaft und Kernaussagen – und habe Mut zur Lücke

Schon früh im Schreibprozess geht es darum, die relevanten Inhalte auszuwählen und zu strukturieren. Damit legst Du den Grundstein für einen verständlichen Fachtext. Denn je fokussierter Dein Fachtext inhaltlich ist und je klarer er gegliedert ist, desto leichter fällt es Deiner Zielgruppe, die Inhalte zu verarbeiten und zu verstehen.

Um die relevanten Inhalte zu bestimmen und grob zu strukturieren, empfehlen wir Dir, eine Hauptbotschaft zu entwickeln und diese mit mehreren Kernaussagen zu stützen.

Hauptbotschaft erarbeiten

Die Hauptbotschaft ist die zentrale Erkenntnis, die inhaltliche Essenz Deines Fachtextes. Also das, was die Leser:innen unbedingt mitnehmen müssen. Platziere die Hauptbotschaft am besten gleich am Anfang des Textes. So bietest Du Deiner Zielgruppe früh einen Aha-Moment. Formuliere Deine Hauptbotschaft in einem einzigen, prägnanten Satz – und stelle sicher, dass alle Kernaussagen Deines Fachtextes darauf abzielen, diese Botschaft in den Köpfen der Leser:innen zu verankern.

Kernaussagen formulieren

Die Kernaussagen sind die zentralen Aussagen Deines Textes. Sie geben zum Beispiel vor, welche Inhalte Du auswählst und wie Du Deine Argumentation aufbaust. Mit dem Ausformulieren der Kernaussagen spinnst Du früh im Schreibprozess einen roten Faden und wählst die relevanten Inhalte für Deinen Text aus. Wichtig dabei ist: Jede Kernaussage muss sich auf die Hauptbotschaft beziehen.

Ein Beispiel für die Arbeit mit Hauptbotschaft und Kernaussagen

Die Hauptbotschaft für diesen Blogbeitrag: Es gibt 5 leicht umsetzbare Methoden, um komplexe Inhalte verständlich, aber dennoch fachlich korrekt zu vermitteln.

Die 6 Kernaussagen dieses Blogbeitrags:

  1. Mit Hauptbotschaft und Kernaussagen wählt man die relevanten Inhalte aus, wodurch es einem leichter fällt, sich von inhaltlichen Details zu verabschieden.
  2. Inhaltliche Überschriften signalisieren, worum es im Kapitel geht – das dient der kognitiven Vorstrukturierung.
  3. Ein Kontextsatz liefert Lai:innen in aller Kürze wichtige Hintergrundinformationen, und Expert:innen stört er nicht im Lesefluss.
  4. Wenn man den Text mit verschiedenen Strukturelementen gliedert, erleichtert man den Leser:innen die Orientierung im Text.
  5. Die Leiter der Abstraktion hilft einem, das Abstraktionsniveau des Textes zu ermitteln und bewusst zwischen abstrakten und konkreten Passagen abzuwechseln.
  6. Diese drei Verständlichkeitshemmer sollte man vermeiden: Schachtelsätze, Nominalstil und Passiv-Formulierungen.

Denk an Deine Zielgruppe

Wenn Du nun eine Hauptbotschaft entwickelst und Kernaussagen formulierst, wechsle die Perspektive und stelle Dein Zielpublikum in den Fokus. Frage Dich: Was benötigen die Leser:innen, um die Hauptbotschaft mitzunehmen? Welche Details lenken eher ab und können weggelassen werden?

Habe auch Mut zur Lücke und lass die Informationen weg, die nichts mit Deiner Hauptaussage zu tun haben. Je weniger Details Du einbaust, desto aussagekräftiger wird Dein Fachtext.

Stärke Deine Schreibkompetenz

In unserem Online-Intensivkurs für Fachpersonen und Expert:innen lernst Du Schreibwissen und Schreibtechniken kennen, mit denen Du komplexe Fachinhalte klar und verständlich vermittelst.

Formuliere inhaltliche Überschriften

Überschriften sind wichtige Orientierungshilfen: Sie signalisieren den Lesenden, worum es im Text geht. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Überschrift tatsächlich Inhalt transportiert. Ein Vergleich macht den Unterschied deutlich:

Inhaltliche Überschrift: Leseführung optimieren: Nutze Strukturelemente wie Infoboxen, Zusammenfassungen oder ein Glossar

Abstrakte und nichtssagende Überschrift: Strukturelemente

Bei der abstrakten Überschrift bleibt der Inhalt des Kapitels unklar. Du hättest in den Text einsteigen und ihn ganz lesen müssen, um Dir den Inhalt zu erschliessen. Das widerspricht aber unserem typischen Leseverhalten: Beim Lesen scannen wir einen Text normalerweise, um herauszufinden, ob er für uns relevant ist. Nur wenn klar erkennbar ist, dass ein Text uns einen Mehrwert bietet, entscheiden wir uns, ihn komplett zu lesen.

Nutze also die Kraft von aussagekräftigen, inhaltlichen Überschriften. Sie helfen Deiner Zielgruppe nicht nur, sich besser zu orientieren, sondern erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit, dass Dein Text tatsächlich gelesen wird.

Behalte mit einem Kontextsatz die Lesenden im Boot

Manchmal kommst Du nicht darum herum, gewisse Hintergrundinformationen zu liefern, die für Lai:innen wichtig, den Expert:innen aber bereits bekannt sind. Genau dafür ist der Kontextsatz ideal. Der Kontextsatz vermittelt in aller Kürze das notwendige Hintergrundwissen – ohne den Lesefluss fachkundiger Leser:innen zu stören. Er eignet sich zum Beispiel hervorragend, um Fachbegriffe kurz und knapp zu erklären:

Programme wie ChatGPT sind nur nützlich, wenn man eines verstanden hat: das Prompting (Fachwort). Prompting bedeutet, dass man ChatGPT klare Anweisungen gibt oder Fragen stellt, damit es einem die bestmögliche Antwort liefert (Kontextsatz).

Du siehst: Der Kontextsatz ist genau so lang, dass Lesende ohne viel Vorwissen das Fachwort oder die nachfolgenden Informationen einordnen können. Gleichzeitig bleibt er so kurz, dass fachkundige Leser:innen ihn überfliegen können – ohne aus dem Textfluss gerissen zu werden.

Wichtig: Ein Kontextsatz ist keine Phrase. Verzichte also auf Allgemeinplätze wie «Die Digitalisierung bietet Chancen und Risiken.»

Nutze Strukturelemente wie Infoboxen, Zusammenfassungen oder ein Glossar

Ein Fachtext muss nicht nur aus Fliesstext bestehen. Es gibt viele Strukturelemente, die Dir helfen, Deinen Fachtext übersichtlich zu gestalten und die Leseführung zu verbessern. Hier eine kleine Sammlung von Strukturelementen, die Dich inspirieren soll:

  • Infoboxen: Infoboxen bieten eine klare visuelle Abgrenzung und eignen sich hervorragend, um Zusatzinformationen oder Beispiele hervorzuheben. Fachkundige Leser:innen können diese Boxen überspringen, während Lai:innen von den weiterführenden Informationen profitieren.
  • Zusammenfassung: Beginne Deinen Fachtext mit einer kurzen Zusammenfassung, in der Du die Hauptbotschaft auf den Punkt bringst. So können die Lesenden entscheiden, ob der Text für sie relevant ist und ob sie den ganzen Text lesen möchten. Und wer es eilig hat, nimmt dank der Zusammenfassung dennoch die zentrale Erkenntnis aus dem Text mit.
  • Marginalien: Marginalien sind Schlagwörter oder kurze Hinweise, die am Rand eines Textes stehen. Sie dienen der Orientierung innerhalb eines Kapitels und sind ein bewährtes Mittel zur Leseführung.
  • Visualisierungen: Tabellen, Diagramme oder Grafiken stellen einen komplexen Inhalt auf eine anschauliche Art dar. Dadurch ermöglichst Du den Leser:innen, Informationen visuell – und vielleicht sogar auf einen Blick – zu verarbeiten. Für Visualisierungen wie für Texte gilt: Sie müssen sich aufs Wesentliche beschränken und verständlich aufbereitet sein.
  • Glossar: Verwende ein Glossar, wenn Dein Text viele Fachbegriffe enthält. Platziere es idealerweise am Ende, um den Lesefluss nicht zu unterbrechen. Begriffe, die im Glossar erklärt werden, kannst Du im Text hervorheben. Für Webtexte bieten sich zusätzliche Optionen an, etwa eine Mouse-over-Erklärung beim jeweiligen Fachbegriff.
  • Fussnoten: Kann-Informationen oder Quellen kannst Du in Fussnoten ausgliedern. Dadurch überfrachtest Du den Haupttext nicht und fokussierst Dich auf das Wesentliche. Doch auch ein Text mit vielen Fussnoten wird schnell unübersichtlich, weil die Leser:innen jedes Mal hin- und herspringen müssen. Frage Dich deshalb bei jeder Fussnote, ob sie wirklich nötig ist.

Wechsle bewusst zwischen abstrakten und konkreten Passagen

Viele Fachtexte haben ein abstraktes Vokabular. Das macht sie schwer lesbar. In unseren Schreibworkshops betonen wir deshalb immer: Bewege Dich näher an der gesprochenen Sprache – das macht Deinen Fachtext automatisch zugänglicher. Das bedeutet natürlich nicht, dass Du umgangssprachlich schreiben sollst. Denn Umgangssprache hat in einem Fachtext nichts zu suchen. Was wir meinen: Wähle eine Sprache, die Dein Zielpublikum ohne weiteres versteht.

Dabei hilft Dir die Leiter der Abstraktion. Mit ihr kannst Du Deine Texte analysieren und bewusst zwischen abstrakten und konkreten Passagen wechseln. So arbeitest Du mit der Leiter der Abstraktion:

  • Zeichne eine Leiter mit fünf Sprossen auf ein Blatt Papier.
  • Auf die oberen Sprossen schreibst Du die abstrakten Wörter, die Dinge bezeichnen, die Du nicht mit Deinen Sinnen, sondern nur mit dem Verstand erfassen kannst, zum Beispiel: Prompting, Prozess, Kontext.
  • Auf die unteren Sprossen kommen die konkreten und greifbaren Wörter – das sind Dinge, die Du mit Deinen Sinnen erfassen kannst: Tastatur, Maus, Notebook.
  • Dazwischen stehen Begriffe, die Du zwar nicht anfassen, sehen, riechen oder schmecken, aber unter denen Du Dir dennoch etwas vorstellen kannst. Das sind zum Beispiel Wörter wie Chatprogramm, Software, Code.

Indem Du die Wörter Deines Textes auf der Leiter einordnest, kannst Du einschätzen, wie abstrakt oder konkret Dein Text ist. Je konkreter Dein Wortschatz ist, desto verständlicher ist Dein Text. Wenn in Deinem Fachtext nur Wörter auf der obersten und den mittleren Sprossen stehen, ist Dein Text abstrakt und schwer verständlich. Überlege Dir in diesem Fall, wie Du das Geschriebene anschaulicher vermitteln kannst.

Schreibe klar und verständlich – 3 Tipps

Komplexe Inhalte sprachlich verständlich aufzuschreiben, bedeutet nicht, sie zu trivialisieren. Die Kunst besteht darin, die Fachthemen einfach darzustellen, ohne an Tiefe oder Genauigkeit zu verlieren.

Wir beobachten in Fachtexten vor allem drei Verständlichkeitshemmer: Schachtelsätze, Nominalstil und Passiv-Formulierungen. Diese Mischung ergibt das, was oft als Behördendeutsch bekannt ist – eine Sprache, die schwer lesbar, statisch und sperrig wirkt.

Aber nur weil viele Fachtexte in diesem Stil geschrieben sind, heisst das nicht, dass Du es genauso machen solltest. Entscheide Dich lieber für einen verständlichen sprachlichen Ausdruck. Befolge dazu diese drei Tipps.

1. Schreibe prägnante und gut strukturierte Sätze

Verschachtelte Sätze erschweren das Verständnis und ermüden die Lesenden. Setze stattdessen auf klar strukturierte Sätze, die jeweils nur einen Gedanken transportieren. Das bedeutet nicht, dass jeder Satz extrem kurz sein muss – schliesslich sorgt Abwechslung für einen angenehmen Lesefluss. Versuche, nur einen Gedanken in einen einzigen Satz zu packen.

2. Nutze Verben statt Substantive

Verben bringen Bewegung in den Text und machen ihn lebendiger. Verzichte deshalb auf Nominalstil, der Texte schwerfällig und statisch wirken lässt. Wo immer es möglich ist, ziehe Verben den Substantiven vor. Schreib also anwenden statt zur Anwendung gelangen oder verbessern statt eine Verbesserung erzielen.

3. Schreibe wenn möglich im Aktiv

Im Aktiv ist stets klar, wer handelt: Die Richterin verurteilt den Angeklagten. Weil die Verben im Aktiv ihre volle Kraft entfalten, wirkt es dynamisch und unmittelbar.

Passiv-Konstruktionen hingegen sind schwer verständlich, weil das Wort, das die Handlung anzeigt (= Verb), immer erst am Schluss des Satzes steht: Das Fahrrad wird lange gefahren. Eine weitere Verständlichkeitshürde liegt darin, dass man nicht weiss, wer handelt: Das Objekt (das Fahrrad) wird zum Subjekt und das eigentliche Subjekt (die Fahrrad fahrende Person) fällt aus dem Satz raus. Deshalb gilt: Schreibe wenn möglich im Aktiv und verwende das Passiv nur gezielt und vor allem bewusst.

Fachtexte schreiben, die überzeugen

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